Nach fast 45 Jahren Zugehörigkeit zur Universität Stuttgart wurde Herr Prof. Rist Ende August in den Ruhestand verabschiedet.
Nach dem Studium der Luft- und Raumfahrttechnik startete Herr Rist 1983 am Institut für Mechanik A seine überaus erfolgreiche wissenschaftliche Karriere auf dem Gebiet der Grenzschichtforschung und half mit, das damals noch ganz neue Gebiet der direkten numerischen Simulation von Strömungsvorgängen auf der Basis der vollständigen Navier-Stokes-Gleichungen aufzubauen. Nach einem einjährigen Aufenthalt am französischen Forschungsinstitut CERFACS wechselte er zusammen mit seiner Arbeitsgruppe, die von Dr. Horst Bestek geleitet wurde, ans IAG und führte hier über mehr als 32 Jahre erfolgreich seine in der internationalen Fachwelt hoch angesehenen Forschungsarbeiten fort, in deren Zentrum der laminar-turbulente Grenzschichtumschlag sowie die Instabilität und Transition laminarer Ablöseblasen standen. Nach dem Tod von Dr. Bestek übernahm Herr Rist die Leitung der Arbeitsgruppe „Grenzschichten“, die zunächst noch „Numerik und Datenverarbeitung“ hieß, und die er bis zu seiner Pensionierung innehatte. Neben der direkten numerischen Simulation beschäftigte er sich auch mit der Strömungsvisualisierung und betreute experimentelle Arbeiten am Laminarwasserkanal des Instituts.
Besonders hervorzuheben ist seine überaus hohe Erfolgsquote bei der Einwerbung von Drittmitteln von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), ein unumstößliches Zeichen der hohen Qualifikation und Fachkompetenz, die ihm von den Gutachterinnen und Gutachtern attestiert wurde. Damit schuf er die finanziellen Voraussetzungen für die Einstellung einer großen Anzahl von Doktorandinnen und Doktoranden, denen er die Möglichkeit eröffnete, sich mit anspruchsvollen Themen wissenschaftlich weiter zu qualifizieren. Inzwischen kann er auf mehr als 20 erfolgreich abgeschlossene Promotionen zurückblicken, für acht weitere stehen in Kürze die Prüfungstermine an und aktuell betreut er noch sechs laufende Promotionsvorhaben. Darüber hinaus wird Herr Rist, sehr zur Freude des Instituts, auch in seinem Ruhestand der Arbeitsgruppe als Diskussionspartner und unterstützender Mitarbeiter erhalten bleiben, so dass sowohl bereits von ihm angestoßene als auch zukünftige Forschungsthemen im Bereich der Transition in enger Zusammenarbeit mit seinem Nachfolger weiter verfolgt werden können.
Am 26.8. fand am IAG eine Feier zur Verabschiedung von Herrn Prof. Rist statt, bei der in lockerer und ungezwungener Atmosphäre einige ehemalige Doktoranden in sehr persönlichen und kurzweiligen Vorträgen über ihre Erfahrungen während ihrer Promotionszeit berichteten. Dabei wurde von allen übereinstimmend ein Bild ihres „Doktorvaters“ gezeichnet, das ihn als jemanden ausweist, der diesen Begriff sehr ernst genommen hat und dem es ein wichtiges Anliegen war und ist, die ihm anvertrauten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu unterstützen, zu fördern und weiterzuentwickeln. Dazu gehörte und gehört, dass er sein Wissen stets an sie weitergegeben hat, sie an seinem großen Erfahrungsschatz hat teilnehmen lassen und ihnen über das Fachliche hinaus mit seiner wertschätzenden, integrativen und besonnen Art immer als geschätzter Ratgeber zur Verfügung stand und weiterhin wird.
Herr Rist hat sowohl in fachlicher als auch in menschlicher Hinsicht das Gesicht des IAG geprägt, wofür ihm die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ebenso wie die Institutsleitung zu allergrößtem Dank verpflichtet sind. Für den nun begonnenen Ruhestand wünschen wir ihm alles Gute und vor allem eine robuste Gesundheit, damit er noch viele seiner Ideen in die Tat umsetzen kann.
Die Leitung der Arbeitsgruppe „Grenzschichten“ hat zum 01.09. Herr Dr.-Ing. Christoph Wenzel, selbst ehemals Doktorand bei Herrn Rist, übernommen. Wir alle wünschen ihm in dieser anspruchsvollen Position viel Erfolg und gutes Gelingen.
Kolloquium zu Ehren von Herrn apl. Prof. Dr.-Ing. Ulrich Rist