Nachruf: Prof. Dr. rer. nat. Richard Eppler

November 30, 2021 / Dagmar Bülow-Pickl

Wir trauern um Richard Eppler, der am 25.11.2021 im Alter von 97 Jahren verstorben ist. Richard Eppler habilitierte 1959 an der Universität Stuttgart in Aerodynamik und ein Jahr später an der TU-München in Theoretischer Strömungsmechanik. Zurück in Stuttgart war er von 1968 bis 1989 Ordinarius des damaligen Institutes A für Mechanik und legte dort Grundlagen für Forschungsaktivitäten und Lehrveranstaltungen, die am IAG fortgesetzt wurden.

Wir trauern um Richard Eppler, der am 25.11.2021 im Alter von 97 Jahren verstorben ist. Richard Eppler habilitierte 1959 an der Universität Stuttgart in Aerodynamik und ein Jahr später an der TU-München in Theoretischer Strömungsmechanik. Zurück in Stuttgart war er von 1968 bis 1989 Ordinarius des damaligen Institutes A für Mechanik und legte dort Grundlagen für Forschungsaktivitäten und Lehrveranstaltungen, die am IAG fortgesetzt wurden. Richard Eppler war dem IAG immer sehr verbunden und hat auch nach seiner Emeritierung stets engen Kontakt gepflegt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des IAG schätzten sein enormes Fachwissen, seinen Erfahrungsschatz und vor allem seine Menschlichkeit. Wir verdanken ihm viel und werden ihn sehr vermissen!  

Richard Eppler war leidenschaftlicher Segelflieger. Schon Mitte der 1950er Jahre hatte er zusammen mit Hermann Nägele und Rudi Lindner das erste Voll-GFK Segelflugzeug entwickelt und gebaut. Durch diese damals neue Bauweise wurde in Kombination mit der gezielten Entwicklung von Laminarprofilen für den Tragflügel der Grundstein für eine enorme Leistungsentwicklung moderner Segelflugzeuge gelegt. Insbesondere konnte eine wesentlich bessere Konturgenauigkeit und Oberflächengüte erzielt werden. Dies ermöglichte die Realisierung einer widerstandsarmen, laminaren Strömung über größere Bereiche des Flügels. Diese Bauweise hat später in viele Bereiche der Luftfahrt, aber auch im Bereich der Windenergie oder des Flugmodellbaus Einzug gehalten. Richard Eppler war promovierter Mathematiker mit einem außergewöhnlichen Verständnis der Aerodynamik. Schon vor über 60 Jahren, als die Entwicklung programmierbarer Rechner noch in den Kinderschuhen steckte, entwickelte er eine numerische Methode zur inversen Auslegung von Profilen, bei der die Druckverteilung vorgegeben werden konnte und die zugehörige Profilkontur berechnet wurde. In Kombination mit dem von ihm entwickelten Verfahren zur Berechnung der Grenzschichtentwicklung und des Widerstandes wurde der gezielte Entwurf leistungsfähiger Profile mit gewünschten aerodynamischen Eigenschaften möglich. Dieses Verfahren setzte er zur Entwicklung von Profilen für verschiedenste Anwendungen im Luftfahrtbereich ein. Zahlreiche Flugzeuge aus dem Bereich des Segelfluges und der Allgemeinen Luftfahrt haben „Eppler-Profile“. Am IAG wird dieses Programm im Rahmen des Profilentwurfs-Seminars eingesetzt. Richard Eppler hat dieses Seminar bis 2019 immer als aktiver Zuhörer besucht und den Studierenden wertvolle Hinweise und fundierte Rückmeldung zu ihren Entwürfen gegeben. Es bereitete ihm große Freude und er war immer begeistert zu sehen, welche Ergebnisse die Studierenden unter Nutzung seines Programmes erzielten. Die Weitergabe seines reichen Erfahrungsschatzes an die nachfolgenden Generationen war ihm dabei stets eine besondere Herzensangelegenheit, die von allen sehr geschätzt wurde.

An seinem Institut arbeitete in den 1980er Jahren auch eine Gruppe zum laminar-turbulenten Strömungsumschlag mittels direkter numerischer Simulationen zusammen mit Prof. H. Fasel und Dr. H. Bestek, die er nach anfänglicher, mathematischer Skepsis stark unterstützte und ihre Ergebnisse mit großer Aufmerksamkeit verfolgte. Unvergessen ist ein Treffen von 1993 an der RWTH Aachen in einer Expertenrunde, wo mit Hilfe seiner prägnanten Präsenz Zweifel an der Eignung von DNS für Umschlagsuntersuchungen beseitigt werden konnten und so die Stuttgarter Gruppe zur numerischen Unterstützung von Transitions-Flugexperimenten in ein transregionales Forschungsvorhaben aufgenommen wurde. Dieses Vorhaben war der Ursprung für das spätere große nationale Schwerpunktprogramm Transition (1996-2002), das vom IAG aus koordiniert wurde.

Unser tiefes Mitgefühl gilt seinen Angehörigen und allen, die ihm nahe standen. 

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts für Aerodynamik und Gasdynamik

 

 

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